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Strategie

1. August Rede - mach einen auf Wilhelm Tell und Globi

Datum26 Juli 2024
RubrikStrategie

Ich durfte als Incoming Präsident in meinem Rotary Club Zug-Zugersee die traditionelle 1. August Rede halten. Diese Rede fand am 26. Juli 2024 im Restaurant Schiff statt. Nachfolgend ist meine Rede in schriftlicher Form aufgeführt. Wünsche Dir viel Spass beim Lesen - und hoffe, es regt Dich zum Nachdenken an.

Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger Liebe rotarische Festgemeinde im Restaurant Schiff

Es ist meine erste 1. August Rede und es wird auch meine einzige 1. August Rede sein. Das denke ich zumindest. Bin nicht so der Typ, der eine Ansprache zu einer Festgemeinde hält, sondern eher der Typ, der eine Ansprache an ein Team hält. Daher als kleine Vorwarnung, es ist eine ehrliche, direkte und unzensierte Rede. Politisch möchte ich heute nicht werden, geschichtlich werde ich nicht in die Tiefe gehen – werde den Start jedoch mit meinem persönlichen Schweizer Helden starten: Wilhelm Tell. Warum?

Wilhelm Tell hat Werte, die ich aus meinem Elternhaus mit auf den Weg bekommen habe: sei mutig, zieh dein Ding durch, hab ein Ziel und kämpfe dafür, und sei schlau (bzw. normalen Menschenverstand)! Jammern verboten! Nun, jetzt fragt ihr euch, was hat das mit dem 1. August zu tun? Meine Antwort: Das ist Heimat. Das dürfen wir als junge Schweizer/innen verstärkter leben.

Neutralität, Demokratie, Föderalismus, Vielfalt, Freiheit, etc. – das werdet ihr alles am 1. August hören und lesen. Daher wie Wilhelm Tell, wenn alle A machen, dann macht Flavio B.

Ich bin stolz, dass ich Schweizer bin und hier in Zug aufgewachsen bin. Das ist ein Privileg, dass darf und muss man schätzen. Als Schweizer geht’s einem gut. Und zur dieser einmaligen Ausgangslage hier in der Schweiz, müssen wir Sorge tragen. Ich habe zwei Kleinkinder zu Hause, dass soll auch für sie gelten in Zukunft. Daher folgendes Zitat (ist leider ein Deutscher, Philipp Rosenthal): «Wer aufhört, sich zu hinterfragen und besser werden zu wollen, hat aufgehört, gut zu sein.» Das ist mein Wunsch, mein Appell an die Schweiz! Als Sportler lebte ich nach diesem Zitat, als Unternehmer lebe ich es auch heute noch.

Sehr plakativ auf die Tell-Legende abgeleitet: Wir als gesamte Schweiz werden mit dem aktuellen Weltgeschehen immer öfters Themen haben, die wir mit der «Hohlen Gasse» in Verbindung setzen können. Zwei Beispiele:

  1. Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock

  2. Eishockey-WM-Final in Prag – Tschechien vs. Schweiz

Die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock – ihr alle kennt den Output. Es wurde viel geredet, es wurde viel berichtet, aber ein klares Statement gab es nicht. Ich weiss, es ist nicht einfach. Aber, warum nicht mal Mut zur Lücke und klares Statement: Farbe bekennen.

Eishockey-WM-Final in Prag. Taktisch alles durchgeplant und durchgespielt. Doch, man muss auch spontan switchen: Von defensiv zu offensiv, von abgeklärt zu All-in. Kurz gesagt: Sein Ding jetzt bis zum bitteren Ende durchziehen. Das habe ich leider vermisst. Aber auch hier, es ist einfacher gesagt, als umgesetzt.

Mit diesen zwei Beispielen möchte ich sagen, dass wir als Nation auch bestimmter, selbstbewusster auftreten und kämpfen dürfen. Mut zur Lücke. In meiner Eishockeysprache heisst es dann: Mal die Eier auf den Tisch legen! Wir werden noch viele Veränderungen erleben, die Kadenz dieser Veränderungen erhöht sich – alles wird schnelllebiger. Sehen wir das als Chance, dass auch wir, als die Schweiz, uns positiv auf der aktuellen Ausgangslage weiterentwickeln können. Geile Ausgangslage, oder?

Und du als Schweizerin oder als Schweizer, ja auch du hast viele Momente – sei es beruflich wie auch privat – in denen du in deinem Mindset durch die «Hohle Gasse» gehen musst. Und dann appelliere ich an jede Mitbürgerin und jeden Mitbürger, nimm diese Challenge an, setze dich für dich ein und kämpfe. Wer kämpft, der kommt vorwärts!

Man muss den Mut haben, wie es Wilhelm Tell gemacht hat, seinen Pfeil auf seinen eigenen Sohn zu richten – und dabei voll ins Ziel zu treffen. Lasst uns mit diesem Selbstbewusstsein handeln. Und seien wir auch clever, dass wir einen zweiten Pfeil bereit halten können, damit wir reagieren können. Und wenn man den zweiten Pfeil nicht für eine Reaktion braucht, weil der erste Pfeil ein Volltreffer war, dann setze den zweiten Pfeil schlau ein, um etwas zu bewegen. Und da kommt eben die berüchtigte «Hohle Gasse» zum Zug. Wichtige Anmerkung: Das kann man nicht von heute auf morgen direkt umsetzen, aber man kann es sich antrainieren – und das wünsche ich der Schweiz zum Geburtstag: Mut, Macher-Mentalität mit Herzblut sowie Intelligenz.

Ich wünsche mir jedoch noch mehr für die Schweiz. Und da möchte ich eine weitere Schweizer Persönlichkeit für meine Rede beiziehen: De Globi. Warum?

Bei allem, dass man anpackt, sollte Freude dabei sein. Wenn ich mich in der Schweiz so herumschaue, herumhöre, ja dann sehe ich da oft nicht viele glückliche Gesichter. Jetzt werde ich mal konkret: Sind das nicht Wohlstandsprobleme auf hohem Niveau, die wir haben? Da setzt ja mein Wilhelm Tell Ansatz an. «Was het de Globi jetzt i de 1. August Rede vom Flavio z sueche?», fragt ihr euch bestimmt. Es geht um  die Einfachheit, die Freude am Leben und in die gewissen Situationen eine freche Naivität, die Globi an den Tag legt. Wenn ich meine zwei Kinder beobachte und mit ihnen eine schöne Zeit verbringe, ja dann sehe ich sozusagen im Minutentakt diese Eigenschaften. Das sind meiner Meinung nach schöne Eigenschaften. Wenn ich das in meiner Eishockeysprache ausdrücken darf, dann würde ich es so zusammenfassen: Nimm das Leben nicht allzu ernst und haue in konstanten Abständen einen auf den Putz – so wie Globi. Wichtig ist jedoch, dass am Tag danach einen auf Wilhelm Tell machst. Wer trinken kann, der kann am Morgen wieder ansaugen. Mit dem Globi Ansatz wünsche ich der Schweiz, dass wir die Traditionen weiterleben, die die Schweiz auszeichnet und das wir Freude haben.

So, jetzt würde Giovanni Trappatoni sagen: Flasche leer. Bin bald fertig. Wenn Wilhelm Tell und Globi meine Rede kurz zusammenfassen müssten, dann würden sie in einem demokratischen Verfahren mit neutraler Vielfalt und Freiheit gemeinsam auf folgende Aussage kommen:

Danke liebe Schweiz.

Du bist unsere Heimat, auf die wir stolz sind.

Du bist unser Land, mit perfekter Ausgangslage für die weiteren Jahrzehnte.

Denk aber daran: mit Mut, Macher-Mentalität und Intelligenz können wir Akzente setzen.

Und vergiss nicht: Habe Freude, denn du bist die Schweiz.

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit. Es war mir eine Ehre. Ich wünsche euch und euren Familien einen tollen 1. August. Trinkt einen auf den Wilhelm Tell und dann noch einen auf den Globi – und wenn ihr wollt, könnt ihr dann noch einen auf mich trinken!

Und jetzt kommt noch der Clou an der ganzen Sache. Die Kombination: 1. August, Wilhelm Tell und Globi. Hab’s erst nach meiner geschriebenen Rede entdeckt. Hier ein Ausschnitt aus einem Hörbuch: https://www.youtube.com/watch?v=rCIeEgB5-fs

In diesem Sinne: Ich habe geschlossen.

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